Theatergottesdienste
Das Theater im
Gottesdienst?
"Alles
begann mit der Anfrage, ob nicht am Auferstehungsturm eine Werbefahne für die
Produktion „Baumeister Solness“ aufgehängt werden
könnte. Die Kirche war damit ins Blickfeld des Theaters gerückt und schnell
wurde klar, dass Kirche und Theater mehr verbindet als zwei schöne prächtige
Gebäude in relativer Nachbarschaft. Theater und Religion stellen beide die
Fragen nach dem Leben und versuchen sich beide auf je ihre Weise damit
auseinanderzusetzen - das Theater im Dialog mit Künstlern, die Kirche auf dem
Hintergrund der biblischen Botschaft. So lag es nahe, Theaterproduktionen auch
in den Gottesdienst zu holen, sozusagen als Sprachrohr der modernen Welt. Auch
uns als Kirche ist es ein Anliegen nahe an den Menschen zu sein, ihren Fragen
nachzuspüren und gemeinsam nach Antworten zu suchen. So ist eine fruchtbare
Zusammenarbeit zwischen Kirchengemeinde und Stadttheater gewachsen."
(Pfarrerin Irene Stooß-Heinzel)
"Durch eine Vielzahl von Angeboten öffnet
sich das Stadttheater Fürth nach außen, sucht den Dialog zu seinen Besuchern
und will eine intensive Auseinandersetzung mit seinen Projekten und Arbeiten.
In der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Auferstehungskirche hat das
Stadttheater einen Partner gefunden, mit dem ein reger Austausch bezüglich
verschiedener Theaterproduktionen stattfindet. Die Kirche im Fürther Stadtpark,
die auch sonst durch verschiedene Ausstellungen und Konzerte ihre Offenheit für
Kunst zeigt, nimmt die Themen einiger ausgewählter Stücke aus Schauspiel und
Oper im Gottesdienst auf. Mit dialogischer Intention und der
biblisch-theologischen Tradition in Predigt, Lied, Musik und Lesungstexten wird
versucht, einen etwas anderen Zugang zu dem Thema, das im Theaterstück
beleuchtet wird, zu finden." (Christof Goger,
Stadttheater Fürth)
Im
Zusammenhang mit dem Konzept einer offenen Kirche im Stadtpark haben
Kirchenvorstand und Hauptamtliche in der Auferstehungsgemeinde in den letzten
Jahren das Projekt „Kunst und Kirche“ entwickelt.
Als
Kirche im Stadtpark, die schon durch ihre Lage besonders die ästhetischen Sinne
der BesucherInnen anspricht, treten wir in diesem
Projekt in einen Dialog mit Kunst- und Kulturschaffenden in dieser Stadt.
Sowohl Kunst als auch Theologie und Religion beschäftigen sich mit Themen und
Grundfragen von Menschen wie Schuld, Gewalt, Liebe, Hoffnung etc. und bieten
teilweise sehr unterschiedliche Antworten darauf. Durch Ausstellungen und
Gottesdienste mit KünstlerInnen werden diese Fragen
aufgenommen, zur Sprache gebracht und in den Horizont des Glaubens gestellt.
Angesprochen
werden mit diesen Angeboten neben den KünstlerInnen
selbst kulturell und intellektuell interessierte Menschen aus der Stadt Fürth, die
sich über Kunst, Musik, Theater, Literatur und Tanz mit den Grundfragen des
Lebens auseinandersetzen und an einem vertieften Nachdenken über diese Fragen
interessiert sind. Durch das Mittel der Kunst in ihren verschiedenen Spielarten
werden dabei besonders die ästhetischen Sinne der BesucherInnen
angesprochen und befriedigt.
Etwa
drei mal pro Jahr halten wir
im Zusammenarbeit mit dem Stadttheater Fürth bzw. mit einem Schriftsteller aus
der Region besondere Gottesdienste. Bei diesen Gottesdiensten wird eine
aktuelle Inszenierung (Schauspiel oder Oper) oder ein bestimmter literarischer
Text aufgegriffen. Die nachfolgende Predigt bezieht sich auf die gespielte
Szene und legt das Thema des Stückes aus biblisch-theologischer Perspektive
aus. Auch ein Tanzgottesdienst zusammen mit dem Ballettstudio „arabesque“ gehörte in diesen Rahmen. Ergänzt werden diese
Gottesdienste durch jeweils besondere Musik.
Irene Stooß-Heinzel
Überblick
über Theatergottesdienste:
Sonntag,
13. März 2022 (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst
„Der jüngste Tag“
In der Regie von Georg Schmiedleitner
kommt es im März zu einer Fürther Neuinszenierung von Ödön
von Horváths Spätwerk „Der jüngste Tag“.
Das Volksstück aus dem Jahr
1937 spielt in einem kleinen Ort, in dem der Bahnhofsvorsteher Thomas Hudetz sehr geschätzt wird. Eines Tages verwickelt ihn die
Wirtshaustochter Anna bei der Arbeit in einen Flirt. Daraufhin versäumt Hudetz, rechtzeitig ein Signal zu setzen. Fazit: ein
Zugunglück mit 18 Toten. Vor Gericht beteuert Anna Hudetzs
Unschuld, so dass es zum
Freispruch kommt. Doch beide, Anna und Thomas Hudetz,
verstricken sich emotional in ihre Gewissensnöte, und am Ende, dem symbolischen
„Jüngsten Tag“, werden beide von den Ereignissen eingeholt...
Horváth verbindet die gesellschaftlichen Kategorien menschlichen
Handelns mit religiösen Fragestellungen: Wie geht der Mensch mit einer Tat um,
deren Folgen er nicht mehr rückgängig machen kann? Was bedeuten eigentlich
Schuld und was Eigenverantwortung?
Im Gottesdienst am 13.
März um 9.30 Uhr werden die Themen aus biblisch-theologischer Sicht beleuchtet.
Schauspieler zeigen eine kurze Szene aus dem Stück. Musik von Frank Wildhorn, Michael Herrschel (Gesang), Sirka
Schwartz-Uppendieck (Orgel), Irene Stooß-Heinzel (Predigt)
Sonntag,
13. Februar 2022 (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Theater-Gottesdienst zum Schauspiel „Foxfinder“ von Dawn King im Fürther
Stadttheater
Am 13. Februar wird ein
Theatergottesdienst zu FOXFINDER in der Auferstehungskirche stattfinden,
gestaltet von Pfarrer Wolfgang Vieweg, Sirka
Schwartz-Uppendieck und Michael Herrschel
- der Erste nach sehr langer Zeit. Die Premiere findet am gleichen Abend im
Großen Haus statt – wahrscheinlich mit den 2 G+ und 25 % Auslastung wie im
Moment. Weitere Vorstellungen vom 15. bis zum 20. Februar.
Mit dem Theaterstück „Foxfinder“
schrieb die britische Autorin Dawn King einen im In- und Ausland
vielgespielten, zeitgenössischen Hit, der jetzt in Fürth mit dem Ensemble des
Stadttheaters, neuinszeniert wird.
In einer ländlichen Region, in dem ein
totalitäres Regime die Geschicke der Menschen lenkt, hat sich die Natur gegen
die Menschen verschworen. Aufgrund schlechten Wetters und des tragischen Tods
ihres Kindes sind die Landwirte Samuel und Judith nicht im vorgegebenen Plan
geblieben, die Erträge ihrer Felder sind deutlich rückläufig.
Eine staatliche Untersuchung wird eingeleitet,
angeführt vom jungen „Experten“ William, der sich bei den Eheleuten
einquartiert und sofort mit peinigenden Verhören beginnt. Als „Foxfinder“ ist er überzeugt, dass Füchse für die Misere der
umliegenden Bauernhöfe verantwortlich sind. Füchse – so wurde William von klein
auf eingetrichtert– sind der Todfeind des Menschen und der Inbegriff alles Bösen.
Die Tiere werden nicht nur gejagt, auch diejenigen, die von ihnen befallen
werden, müssen vertrieben werden.
Der Foxfinder dringt
mit immer intimeren Fragen in das Leben von Samuel und Judith ein, hintertreibt
deren Freundschaft mit der Nachbarin Sarah und sät tiefes Misstrauen und Angst
in der Dorfgemeinschaft.
Dawn Kings von Franz Kafka und Arthur Miller
beeinflusstes Stück zeichnet das Bild eines Überwachungsstaates, verpackt in grotesk-komische
Situationen im alltäglichen Landleben mit einem Schuss düsterer Unheimlichkeit.
Die in London lebende, 1978
geborene, King gewann 2011 mit „Foxfinder“ den Papatango New Writing Competition.
Sonntag, 17. November 2019 (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
„Ist ein groß Not auf Erden kommen.“
Theatergottesdienst mit Szenen aus dem dreißigjährigen Krieg in
Franken
Die Ausschnitte aus dem Theaterstück, gespielt
von einer Frauentheatergruppe unter der Leitung von Gisela Siemoneit
beleuchten Geschehnisse aus dem 30-jährigen Krieg, besonders aus der Gegend um
und in Fürth und Nürnberg. Es wird deutlich, wie aus dem Glaubenskrieg ein
machtpolitischer Kampf wird und Gewalt immer mehr eskaliert. Dabei steht das
Erleben von Frauen im Mittelpunkt.
Nach dem Gottesdienst gibt es bei einem
Friedensfest die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Sonntag,
13. Oktober 2019 (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst zu
„König Ubu“
Die Spielzeit 2019/20 am Stadttheater Fürth
beginnt mit Alfred Jarrys 1896 in Paris
uraufgeführter Machtposse „König Ubu“ in der Regie
von Jean Renshaw und mit Live-Musik von Norbert
Nagel. „König Ubu“ wird ein Spektakel mit reichlich
politischem Sprengstoff und äußerster Übertreibung.
Schon als 15-Jähriger entwickelte Alfred Jarry aus einem verlachten Physiklehrer in der Provinz die
groteske Gestalt Ubu, eine Mischung aus Hanswurst und
Massenmörder. Er formte aus diesem Schüler-Scherz ein Theaterstück voller Komik
und äußerster Übertreibung, eine groteske Vermengung von Witz und Gewalt. Die
Figur ließ den französischen Dramatiker nicht mehr los, auch seine anderen
Stücke kreisen um die Machtgier der Ubu-Figur. Der
1873 geborene Alfred Jarry lebte ein kurzes, wildes
Leben voller antibürgerliche Exzesse und starb bereits 1907 mit 34 Jahren an
Hirnhautentzündung. „König Ubu“ aber machte ihn
unsterblich und gilt als Geburtsstunde des modernen Theaters.
Zu Beginn des Stückes wird der gefräßige und
im Grunde feige Vater Ubu von Mutter Ubu dazu angestiftet, den polnischen König vom Thron zu
stürzen und die Macht an sich zu reißen. Mit Hilfe von Verrätern gelingt der
Umsturz. Das Volk jubelt dem ulkigen Emporkömmling zunächst zu, bis er in
seiner Gier nach Bereicherung alle Adeligen töten lässt, um an ihr Geld zu
kommen, während er allen übrigen Besitz über absurde Steuern der Staatskasse
zuzuführen versucht. Wer sich nicht fügt, wird hingerichtet. Russland erklärt
schließlich dem Diktator den Krieg, der Ubus
Machtrausch bricht.
Das vergangene Jahrhundert kennt viele Ubus. Alfred Jarry zeigt in
seiner Groteske, dass der mordende Halunke Ubu im
Grunde ein dummdreister Spießer bleibt: geldgeil,
jähzornig und kleingeistig. Und dabei wird klar, dass Lächerlichkeit töten
kann, aber den anderen, nicht den Lächerlichen selbst. Spuren solcher Tyrannen
ziehen sich unübersehbar, quer durch die Geschichte, bis ins Heute.
In Jean Renshaws
Inszenierung und der Ausstattung von Alfred Peter werden krasse Bilder und
durchgeknallter Slapstick auf das Publikum einprasseln. Die Schauspieler*innen
agieren mit artistischer Körperbeherrschung, musikalischem Gespür für Wortwitz
und abgefahrenem Monty-Python-Humor. Klarinettist Norbert Nagel und seine
Musiker werden mit neuarrangierten Klängen immer wieder live die Handlung
kommentieren. Die politisch-gesellschaftliche Bedeutung des Stückes vermischt
sich in Jarrys extremer Farce mit einer naiven Lust
am Spiel, am Ausreizen der Möglichkeiten.
Im Theatergottesdienst am 13.Oktober wird
Pfarrerin Irene Stooß-Heinzel zu dieser
Neuinszenierung in bewährter Weise Stellung nehmen. Wir freuen uns darauf.
Matthias Heilmann, Klaus Thumer
Sonntag, 5. Mai 2019 (9.30 Uhr;
Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst zum Theaterstück „Für immer schön“ von Noah Haidle
Noah Haidles
Theaterstück „Für immer schön“, im Oktober 2017 in Mannheim uraufgeführt, wird
jetzt am Stadttheater Fürth neuinszeniert. Schauplatz ist das moderne Amerika,
in dem eine einst sehr erfolgreiche Geschäftsfrau das Ende ihrer Karriere nicht
realisieren kann und will. Die Haltung des Immer-Weitermachen-Müssens und
Nicht-Aufhören-Könnens hat sie so sehr verinnerlicht, dass sie sogar als alte
und blinde Frau an ihrem unzerstörbaren Glauben an das Positive festhält. Die
thematische Nähe zu Arthur Millers Stück „Tod eines Handlungsreisenden“ von
1949 liegt klar auf der Hand.
Im Mittelpunkt steht die Kosmetikverkäuferin
Cookie Close, die mit Rollkoffer und Stöckelschuhen im Dienste der Schönheit
tagein, tagaus von Tür zu Tür zieht. Sie spult ihre Verkaufsfloskeln ab und
glaubt unbeirrt an ihren Erfolg. Die Ordnung der Welt ist für Cookie
unumstößlich, schließlich lief früher das Geschäft glänzend. Tausende Frauen
hat sie zum Kauf von Kosmetika verführt und auch unzählige Männer. Aber Cookie
kommt in die Jahre, ihre eigene Schönheit verblasst, die Verkaufsquote sinkt.
Doch aufgeben kommt für sie nicht in Frage, im Gegenteil: The show must go on. Obwohl wie bei
Millers Willy Loman der Handlungsreisenden in Sachen
Schönheit die meisten Türen verschlossen bleiben, lässt sie sich nicht
entmutigen, sondern motiviert sich immer wieder selbst.
Noah Haidle,
geboren 1978 in Michigan, ist eine der wichtigsten neuen Stimmen unter den
Schriftstellern der USA. 2017/18 war er Hausautor am Nationaltheater Mannheim.
In diesem Zusammenhang kam es auch zur Uraufführung von „Für immer schön“. Das
bitter-komische Portrait einer von fragwürdigen Idealen getriebenen Frau, das
sich zum universellen Abgesang auf das Zeitalter des Neoliberalismus ausweitet,
ist eine groteske Komödie – todtraurig und saukomisch zugleich.
Regisseur Maik Priebe inszenierte viele Jahre als Gast am
Staatstheater Nürnberg („Die Frau, die gegen Türen rannte“, „Pride“, „Am
schwarzen See“, „Odysseus!“), außerdem an den Theatern in Kassel, Münster,
Weimar, Heilbronn, Göttingen, Augsburg und am Wiener Burgtheater.
Die Cookie-Rolle spielt Judith van der Werff. Sie war Ensemblemitglied am Schauspiel Essen und den
Staatstheatern in Schwerin und Darmstadt, und gastierte u. a. am Deutschen
Theater und an der Volksbühne in Berlin, bei den Wiener Festwochen, am
Schauspielhaus Bochum, Kassel und Wuppertal. Sie arbeitet seit Jahren mit Maik
Priebe zusammen, außerdem mit Regisseuren wie Anselm Weber, Paulus Manker,
Roger Vontobel, Markus Dietz, Christina Paulhofer und David Bösch. Neben den Fürther Ensemblemitgliedern
Sunna Hettinger und Boris Keil werden auch Nicola Lembach und Willi Wang auftreten, die bis zum Sommer 2018
zum Ensemble des Staatstheaters Nürnberg gehörten.
Am 28. April erläutern beim Theater im
Gespräch Maik Priebe, Ausstatterin Susanne Maier-Staufen und Dramaturg Matthias
Heilmann Hintergründe zu Werk und Inszenierung. Schauspieler der Produktion
lesen einen kleinen Textausschnitt.
Am 5. Mai gestaltet Pfarrer Wolfgang Vieweg gemeinsam
mit dem Stadttheater in der Auferstehungskirche im Stadtpark einen
Theatergottesdienst zu „Für immer schön“.
Matthias Heilmann
Sonntag, 21. Oktober (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst zum Theaterstück „Liliom“
von Franz Molnár mit Mutmachlied
“You’ll Never Walk
Alone”: alle Fußballfans der Welt kennen dieses Lied.
Es stammt aus dem Broadway-Musical “Carousel” (1945)
von Richard Rodgers & Oscar Hammerstein. Als Vorlage für “Carousel” diente das Theaterstück „Liliom“
von Franz Molnár – eine Art Kärwa-Abenteuer
zwischen Himmel und Erde. Im Theatergottesdienst am 21. Oktober ist eine Szene
aus „Liliom“ zu erleben. Passend dazu singen Michael Herrschel und der Liturgische Chor unter Leitung von Sirka Schwartz-Uppendieck Songs
aus “Carousel”. “You’ll
Never Walk Alone” ist
natürlich dabei!
Der Liturgische Chor probt dafür am Donnerstag, 18. Oktober um 18
Uhr im Gemeindesaal.
Seit nunmehr fast 100 Jahren erobert Ferenc
Molnars „Liliom“ die Bühnen der Welt. Von Budapest
über Berlin bis New York brach der Erfolg des Stücks nie ab. Es gibt viele
Verfilmungen des Stoffs, darunter eine 1934 durch Fritz Lang in Frankreich.
1945 hatte das Musical „Carousel“ von Richard Rodgers
und Oscar Hammerstein Molnárs Bühnengeschehen
zwischen Märchen und Sozialdrama sogar in eine vollkommen andere Kunstform
adaptiert. Passend zur Fürther Kärwa-Zeit wird im
Stadttheater Fürth die Saison 2018/19 mit einer Inszenierung dieses Schauspiels
durch den Regisseur Barish Karademir eröffnet: Liliom, ein grobschlächtiger Hallodri arbeitet für Frau
Muskat, Betreiberin eines Karussells in Budapest – und Lilioms
Bettgefährtin. Nachdem dieser seine Chefin für Julie, ein junges Dienstmädchen
verlässt, feuert Frau Muskat ihren Liebhaber prompt. Prekär wird die Situation
als Julie ungewollt schwanger wird, denn Liliom ist
nach wie vor arbeitslos und bekommt einfach keinen Fuß auf den Boden, was sich
ebenfalls auf sein Gemüt niederschlägt. Aus seiner Not heraus, lässt sich Liliom von einem Kumpel zu einem Raubüberfall verführen. Auf
märchenhafte und doch tragische Art und Weise setzt sich dieses Schauspiel mit
dem Spielzeitmotto der Saison, „MehrWertArbeit“,
auseinander: Was bedeutet Arbeit und vor allem, was bedeutet es, wenn man keine
hat? Außerdem stellt sich die Frage nach welchen Kriterien wir jemanden als
„solide“ oder „verantwortungslos“ kategorisieren und ob dies überhaupt möglich
ist. Barish Karademir führt bei „Liliom“
zum dritten Mal Regie in Fürth nach den erfolgreichen Inszenierungen „Die
bitteren Tränen der Petra von Kant“ und „Geächtet“. Im Theatergottesdienst am
21. Oktober um 9.30 Uhr in der
Auferstehungskirche wird Pfarrerin Irene Stooß-Heinzel auf die Thematik des
Schauspiels eingehen. Dr. Matthias Heilmann
Sonntag,
15. April 2018 (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst zu
„Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“
Detlev Glanert ist
eine Ausnahmeerscheinung unter Deutschlands lebenden Opernkomponisten. Während
häufig neue Opern nach der Uraufführung nur selten nachgespielt werden, wird Glanert landauf, landab aufgeführt. Und gerade seine
komische Oper „Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ ist Glanerts Erfolgsstück schlechthin. Nach Produktionen unter
anderem in Halle (Uraufführung 2001) kommt es nun zu einer weiteren
Neuinszenierung in Nürnberg–Fürth, in Koproduktion des Stadttheaters Fürth mit der Nürnberger Hochschule für Musik.
Bereits 2012 kam es mit „Die drei Wasserspiele“ zu einer ähnlichen Kooperation
einer Glanert-Oper im Kulturforum. Jetzt erfolgt die
Fortsetzung im Großen Haus. Was macht den
Erfolg von „Scherz, Satire…“ aus? Es ist einerseits die Vorlage, ein
geistreiches, 1827 in der Biedermeierzeit geschriebenes, bis zur Absurdität
witziges, klassisches Schauspiel des Goethe-Zeitgenossen Christian Dietrich
Grabbe, dann eine gemäßigt moderne, tonal nachvollziehbare und anschaulich
plakative Musik und nicht zuletzt ein Gespür für das richtige „Timing“, was
sich hier in einem atemberaubenden Tempo niederschlägt, in dem Glanert das Schauspiel durcheilt. Diese Oper ist in hohem
Maße unterhaltsam, was man von vielen neuen Stücken nicht behaupten kann. Was
passiert? In eine großbürgerliche Gesellschaft der Biedermeier-Zeit platzt der
Teufel hinein, entflohen aus der heißen Hölle, weil dort gerade Putztag ist.
Das kann nicht gut gehen, schon weil auf der Erde ohnehin nichts gut geht. Er begegnet vier Naturhistorikern, einem
autoritären Schulmeister, der mit PISA-untauglichen Mitteln den blöden Knaben
Gottliebchen zum deutschen Nationalgenie heranzüchten will, und dem Umfeld
eines Barons, samt kapriziöser Tochter und lauter heiratswilliger, tumber
Kandidaten. Auch der dilettantische Dichter Rattengift umwirbt Baronesse Liddy,
im Grunde aber nur um sich durch Stand und Vermögen Liddys gesund zu stoßen.
Natürlich bringt der Teufel die Gesellschaft gehörig durcheinander, aber die
braucht ihn gar nicht, um sich selbst zu ruinieren. Das besorgen sie schon
selber. Das Böse ist unter uns. Darüber kann man nur lachen. Die komische Oper
nimmt deutsche Beflissenheit, Bildungsdünkel, Wissenschaftsgläubigkeit und
Pedanterie satirisch aufs Korn. Mit Dominik Wilgenbus
wird ein absoluter Spezialist für musikalische Komödien die beißende Satire
inszenieren. Das Dirigat übernimmt Guido Johannes Rumstadt,
Kapellmeister am Staatstheater Nürnberg. Im Theatergottesdienst am 15. April
wird Pfarrerin Irene Stooß-Heinzel dem Teufel und den ruinösen Tendenzen der
Gesellschaft wirksam Widerstand leisten...
Sonntag, 14. Januar 2018 (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst zu Bert Brechts
Schauspiel „Mutter Courage und ihre Kinder“
Zu Beginn des Jahres 2018 wird der
erfolgreiche „Luther“-Uraufführungsregisseur Werner Bauer Bertolt Brechts
Schauspiel „Mutter Courage und ihre Kinder“ in Fürth neuinszenieren. Die in den
ersten Monaten des Zweiten Weltkrieges im Exil geschriebene Chronik ist nach
wie vor hochaktuell, weil sie nicht nur die Gräuel einer entmenschlichten
Gesellschaft in Folge von Krieg und Gewalt, sondern auch das merkantile Wesen
eines Krieges zeigt. Für Bertolt Brecht bedeutet Krieg nichts anderes als die
„Fortführung der Geschäfte mit anderen Mitteln“. Weil die kapitalistische
Gesellschaft von Kriegen profitiert, wird die herrschende Klasse diesen Weg
immer wählen, sofern er sich gewinnbringend und vorteilhaft einsetzen lässt.
Skeptisch zeigt sich Brecht darin, ob die Masse als Objekt der Politik aus
diesen für sie katastrophalen Konsequenzen lernen wird. Eine rein profitgierige Sicht auf den Krieg hat
auch die Marketenderin Anna Fierling, genannt Mutter
Courage, deren Weg in Brechts Stück erzählt wird. Die Händlerin Courage zieht
ihren rollenden Wagen, immer im Windschatten kämpfender Truppen, mit ihrer
stummen Tochter und zunächst auch mit ihren beiden Söhnen durch ein von
Schlachten verwüstetes Land. Sie versorgt die Soldaten mit Waren und scheut nicht
die Nähe der Frontlinien. Im Gegenteil, sie sieht den Krieg als ihr Geschäft
an, das sie sich von niemandem madig machen lässt. Bereitwillig ordnet sie sich
den Gesetzen des Marktes unter, weil sie überzeugt ist, mit ihren Geschäften
nicht nur die Familie über Wasser halten zu können, sondern sogar „ihren
Schnitt zu machen“. Doch es kommt anders. Ihr Sohn Eilif
geht zur Armee und tut sich durch rücksichtslose Plünderungen hervor – die ihn
in einer Phase des Friedens das Leben kosten, denn wofür man im Krieg
ausgezeichnet wird, dafür wird man im Frieden hingerichtet. Und den zweiten
einfältigen Sohn Schweizerkas kostet das Feilschen
seiner Mutter das Leben. Nach seiner Gefangennahme verhandelt sie so lange über
das Lösegeld, bis es zu spät ist. Und die stumme Kattrin
stirbt bei dem Versuch, die Bewohner der Stadt Halle durch Trommelschläge vor
einem bevorstehenden Angriff zu warnen. Der Krieg macht alle menschlichen
Tugenden tödlich, auch für ihre Besitzer, die Rechnung kann für niemanden
aufgehen. Mutter Courage verliert an den Krieg, der sie ernährt, alles.
Die Zeitlosigkeit der Vorgänge wird auch in
der Fürther Inszenierung von Werner Bauer im Mittelpunkt stehen. Brecht kreiert
mit der Courage eine faszinierende gleichzeitig aber auch uneinsichtige, ja
geradezu bornierte Figur, eine „Hyäne des Schlachtfeldes“ und vermeintliche
Kriegsgewinnlerin, die trotz aller Verluste nicht lernt, wer der wahre Feind
ist. Ein
wesentliches Merkmal der „Mutter Courage“ ist auch die Musik von Paul Dessau.
Unter der Leitung von Norbert Nagel werden fast alle Schauspieler eindringliche
Songs zum Thema Krieg zum Besten geben. Die Besetzung besteht in weiten Teilen aus seit Jahren beliebten Gastschauspielerinnen.
Michaela Domes spielt seit 2004 zahlreiche Rollen am Stadttheater Fürth. Auch
Frank Watzke, Paul Kaiser, Alexander Höchst, Rainer
Appel und Ulrike Fischer sind schon mehrfach im Stadttheater aufgetreten. Im Theatergottesdienst am 14. Januar wird Pfarrer
Wolfgang Vieweg auf die Thematik des Stückes aus theologischer Sicht eingehen. Matthias
Heilmann, Klaus Thumer
Sonntag, 15. Januar 2017 (9.30 Uhr;
Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst
„Luther – Rebell Gottes“
Das Lutherjahr startet in Fürth mit einem
kulturellen Höhepunkt: Die Inszenierung
des eigens zu diesem Anlass komponierten Musicals „Luther – Rebell
Gottes“ im Stadttheater. Am 15. Januar gibt es einen Theatergottesdienst dazu,
der den im Musical gezeigten Abschnitt des Lebens Luthers theologisch
beleuchtet. Es werden auch Ausschnitte aus dem Musical zu sehen sein.
Der Dramaturg des Fürther Stadttheaters
Matthias Heilmann schreibt über die Inszenierung: „Das Stadttheater Fürth beteiligt sich an der
Jubiläumsfeier „500 Jahre Reformation“ mit der Uraufführung des Musicals
„Luther – Rebell Gottes“. Der Komponist Christian Auer und die Autorin Nina
Schneider verdichten das Leben der Legende Luther mit Stilmitteln der Rockmusik
aber auch mit kirchenmusikalisch-archaischen Klängen zu einem spannenden
Thriller. Die Handlung spielt im Herbst 1530. Martin Luther und seine
reformatorischen Ideen zur Erneuerung der Kirche haben viele Anhänger gefunden,
er ist aber noch immer ein Geächteter. Der Theologe Johannes Eck und andere
Gegner werfen Luther vor, Deutschland zu spalten. Ein Komplott zur Beseitigung
Luthers wird geschmiedet. Vor einem geheimen
Tribunal erklärt Luther unbeirrt, dass er sein Leben lang nur eines im Sinn
hatte: Den Menschen, Gottes Gnade näher zu bringen. Ein Katz-und-Maus-Spiel
beginnt, in dem der große Reformator um sein Leben redet und seinen Weg verteidigt.
Das Musical über eine der dramatischsten Epochen der Geschichte beleuchtet wie
Luthers Lehren die Welt für immer verändert haben.Im
Musical treten wichtige Gestalten im Umfeld Luthers, Fürsprecher und Gegner,
auf. Neben Luthers Frau Katharina von Bora spielt sein „Beschützer“ Kurfürst
Friedrich der Weise von Sachsen und dessen unentbehrlicher Ratgeber Georg Spalatin eine große Rolle genauso wie Luthers Mentor und
väterlicher Freund Johann von Staupitz. Aber auch
seine Widersacher wie Papst Leo X. kommen vor.“
Herzliche Einladung zu einem besonderen Gottesdienst!
Sonntag, 16. Oktober 2016 (9.30 Uhr;
Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst
„Die Jüdin von Toledo“.
Mit einer vom deutsch-kroatischen Autor
Kristo Šagor adaptierten Theaterfassung zum Roman
„Die Jüdin von Toledo“ von Lion Feuchtwanger beginnt die neue Spielzeit. Feuchtwangers historischer Roman erschien 1954
und greift einen spanischen Skandalstoff über den König von Kastilien Alfonso
VIII. auf, der sich für sieben Jahre, alle Politik und Pflichten vergessend,
die schöne Jüdin Raquel zur Nebenfrau nahm. Viele Klassiker wie Racine, Lope de
Vega oder Franz Grillparzer haben die Geschichte, die in Spanien zur Zeit der
Kreuzzüge und des Kampfes der Kulturen zwischen Christen, Juden und Moslems spielt,
literarisch aufgegriffen. Aber nur Feuchtwanger beschreibt die Handlung aus
jüdischer Sicht und zeigt, dass das Opfer Raquel nur stellvertretend steht für
ein ganzes geschundenes und bedrohtes Volk.
Zu Beginn der Handlung siedelt der
jüdische Kaufmann Jehuda mit seiner Tochter Raquel aus dem muslimisch
beherrschten Sevilla ins christlich regierte Toledo um. Im andalusischen
Kalifat hat er gute Geschäfte gemacht, während in Kastilien die Gefahr von
Judenpogromen vor allem durch die unbändige Kriegslust des jungen Königs
Alfonso VIII. wächst. Da auch die Kirche Alfonso zur Teilnahme am Kreuzzug
drängt, muss Jehuda sein ganzes Geschick aufbringen, um den Krieg zu
verhindern. Er stellt Alfonso seine schöne Tochter Raquel vor. Sein Plan geht
auf. Alfonso, der sich in seiner Ehe mit der englischen Königstochter
langweilt, kostet ausgiebig von der Droge Liebe, ist trunken von der
Sinnlichkeit Raquels. Die Affäre dient dem Frieden. Jehuda triumphiert und
bringt nebenbei auch noch die brachliegende Wirtschaft Kastiliens zum
Florieren. Doch die verstoßene Königin, die Kirche und der Hofstaat erachten
die andauernde Liaison des Königs mit einer jüdischen Mätresse als Skandal und
versuchen Raquel zu beseitigen. Der Stoff, der erotische Besessenheit,
politische Winkelzüge, vor allem aber auch religiöse Auseinandersetzungen
vereint, erinnert stark an heutige Debatten über das Gefühl der Bedrohung durch
das Fremde und der Ausschlachtung der Religion als Munition zur aggressiven
Abgrenzung. Der Theatergottesdienst wird in bewährter Weise die Thematik
aufgreifen. Matthias Heilmann
Sonntag, 17. Januar 2016 (9.30 Uhr;
Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst
„Caligula“
Albert Camus‘ unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs
geschriebenes Frühwerk „Caligula“ wird im Stadttheater Fürth im Januar
neuinszeniert. Der französische Dichter und Philosoph Camus, der 1957 den
Nobelpreis erhielt, orientiert sich dabei an der Geschichte des kurzlebigen
römischen Kaisers Caligula (Regierungszeit 37 bis 41 n.Chr.), nimmt seine
Herrschaft aber als Symbol für unberechenbare Diktatur allgemein.
Der Tod seiner Geliebten wirft den jungen
Kaiser Caligula komplett aus der Bahn. Ungewohnte Härte macht auf einmal aus
dem unerfahrenen Herrscher einen unberechenbaren Despoten. Seine Freunde halten
anfangs noch zu ihm, werden aber von Caligula zunehmend gedemütigt und
bestraft. Keiner wird verschont. Die ganze Welt wird vom nach grenzenloser
Freiheit strebenden Kaiser aufs Äußerste herausgefordert. Doch wer soll diesen
Caligula stoppen? Und wie?
Das Theaterstück, das gerade in den letzten
Jahren immer häufiger neuinszeniert wird, zeigt exemplarisch, wie Diktatoren
auch heute noch der Welt wie Fremde gegenüber stehen. Damit liefern sie zugleich
ihren Gegnern Waffen an die Hand. Es ist nicht möglich, alles zu vernichten,
ohne sich selbst mit zu zerstören.
Durch die Existenz von sinnloser Herrschaft,
deren einzige Logik darin besteht, dass es keine gibt, stellt sich auch im 21.
Jahrhundert die Frage nach Werten, Normen, Gesetzen und Regeln menschlichen
Miteinanders wieder neu.
Regie führt Petra Wüllenweber
aus Köln, die erstmals am Stadttheater inszeniert.
Matthias Heilmann
Der Theatergottesdienst am 17. Januar greift die Themen des Stücks
auf und beleuchtet sie aus christlicher und biblischer Perspektive. Ein
Ausschnitt aus der Inszenierung wird gezeigt.
Sonntag, 27. September 2015 (9.30 Uhr;
Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst
„Der Tunnel“
Ewald Arenz und Thilo Wolf, in
bester Erinnerung als Urheber von „Petticoat und Schickedance“
(2007) und „Bahn frei!“ (2010), schreiben wieder ein Musical für das
Stadttheater Fürth. Regisseurin der Uraufführung wird Jean Renshaw
sein.
Grundlage ist der 1913 erstmals erschienene Roman „Der
Tunnel“ des Fürther Autors Bernhard Kellermann.
Darin verspricht der Ingenieur Mac Allen, mit einer
gewaltigen Anstrengung aus neuester Konstruktionstechnik und mit 180.000
Arbeitern, Nordamerika und Europa innerhalb von 15 Jahren durch einen 5000 km
langen Tunnel zu verbinden. Der einflussreiche Milliardär Lloyd begeistert
andere Großindustrielle für Mac Allans Projekt, während Lloyds Tochter Ethel
sich in Mac verliebt. Mac ist allerdings verheiratet und hat eine Tochter.
Seine Frau Maud ist zwar stolz auf ihren in der ganzen Welt gefeierten Mann,
aber unzufrieden, weil er keine Zeit mehr für die Familie hat.
Mit der Leitung des Atlantik-Tunnel-Syndikats wird die
Börsenspekulantin Woolf betraut, eine der reichsten Geschäftsfrauen der Welt.
Jeder, der es sich halbwegs leisten kann, erwirbt Anteile am Syndikat. Doch im
siebten Baujahr ereignet sich 340 km vom amerikanischen Tunneleingang entfernt
eine gewaltige Explosion. Tausende Arbeiter kommen ums Leben und das Syndikat
gerät ins Wanken...
Kellermanns Roman sorgte nach der Erstveröffentlichung
für eine Sensation. Innerhalb eines Monats wurden 10.000 Exemplare verkauft,
nach einem halben Jahr bereits 100.000. Damit gilt „Der Tunnel“ als erster
deutscher Bestseller des 20. Jahrhunderts.
Der Theatergottesdienst wird sich mit der Thematik des
Musicals eingehen, Dramaturg Matthias Heilmann gibt eine kleine Einführung
Sonntag, 14. Juni (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst
zu „Baruchs Schweigen“, eine Kammeroper von Ella Milch-Sheriff
Kann man den Schrecken der Shoah als
Oper auf die Bühne bringen? Die israelische Komponistin Ella Milch Sheriff hat
es gewagt: Um sich der Vergangenheit ihrer Familie zu stellen, um das Schweigen
ihrer Kindheit aufzubrechen, und um die Erinnerung an den Holocaust wach zu
halten.
Was die Zuschauer erwartet, ist ein ebenso beklemmendes wie
persönliches Werk: das Vermächtnis, das der Vater der Komponistin seiner
Tochter hinterließ. Erst nach seinem Tod habe sie aus den Aufzeichnungen
erfahren, „was ihn zu dem Mann machte, den ich zuvor nie verstanden habe“,
sagte Ella Milch-Sheriff 2010 kurz vor der Uraufführung in Braunschweig.
Am Stadttheater Fürth wird jetzt die Kammeroper Ella
Milch-Sheriffs zum ersten Mal nach der Uraufführung in Deutschland
neuinszeniert.
In dem Tagebuch schildert der Arzt Baruch
Milch den Verlust seines früheren Lebens durch den Holocaust. Die Nazis
brachten seine erste Ehefrau und seinen kleinen Sohn um. Auf der Flucht vor den
Deutschen musste er hilflos miterleben, wie sein Neffe vom eigenen Vater aus
Angst vor Entdeckung getötet wurde.
Die Oper kreist letzten Endes um die Frage: Wie soll man mit den
Geistern der Vergangenheit umgehen? Wie macht man sich die Existenz der
verstorbenen Familienangehörigen bewusst, die einem zwar als Geister schon
immer begleiteten, deren Geschichten man aber bisher nicht kannte?
Sonntag, 18. Januar (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst
„Die kleinen Füchse“
Zu Beginn des Kalenderjahres 2015 inszeniert Intendant Werner Müller
das selten gespielte Schauspiel „Die kleinen Füchse“ der
US-amerikanischen Schriftstellerin
Lillian Hellman (1905–84). Anhand einer Unternehmerfamilie wird der moralische Verfall
einer Gesellschaft vorgestellt, die von den Glücksversprechen des Ökonomischen
getrieben wird. Neben der ökonomischen Besessenheit, die im Familienclan
generell dominiert, zeigt Hellman aber auch ein Unternehmerhaus, in dem
Frauen starke Nehmerqualitäten gewinnen. Insofern muss das Wirtschafts- und
Familiendrama auch als eine Emanzipationsgeschichte der Hauptfigur Regina
gesehen werden. Regina ist eine etwa 40jährige Bankiersgattin, und sie will der
öden Provinz entfliehen. Anders als ihre beiden Brüder Ben und Oscar hat sie
aber keine eigenständige Existenz. Wirtschaftlich hängt sie von ihrem Ehemann
ab, der gesundheitsbedingt meist im Sanatorium weilt. Als ein russischer Investor der Familie eine lukrative
Beteiligung an einem Unternehmen anbietet, sieht Regina ihre Chance gekommen:
Die Brüder benötigen ihre finanzielle Beteiligung. Reginas Mann durchkreuzt
aber alle Pläne und entzieht seiner Frau, um ihre Gier zu bestrafen, das
nötige Kapital. Um dennoch an sein Geld zu gelangen, hecken die drei
Geschwister – jeder für sich und jeder gegen jeden – ein teuflisches Betrugs-
und Erpressungsspiel aus. Der Umgang mit Menschen unterscheidet sich nicht von dem mit
Aktien. Alles ist Ware. Hellmans Blick für die Auswirkungen des Kapitalismus auf
Zwischenmenschliches sorgten in den USA in den 50-er Jahren für zahlreiche
Repressalien. Dennoch behauptete sie sich als einzige weibliche Autorin in
der US-Dramatik des 20. Jahrhunderts. „The Little Foxes“
(Originaltitel) wurde ihr größter Erfolg und zeigt Innenansichten des
„Raubtierkapitalismus“ in den USA. Nach der Uraufführung1939 am Broadway
sorgte 1941 auch die Verfilmung mit Bette Davies in der Hauptrolle für
Furore. |
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Ewald Arenz hat das 75 Jahre alte
Schauspiel für die Fürther Neuinszenierung umgearbeitet und auf die
Verhältnisse des 21. Jahrhunderts übertragen. Im Theatergottesdienst wird Pfarrer Wolfgang Vieweg in einer
Predigt auf die Thematik des Stückes
eingehen. Herzliche Einladung. Matthias Heilmann, Klaus Thumer |
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Sonntag, 9. März 2014 (9.30;
Auferstehungskirche) Die Vermessung der Welt",
ein 2005 erschienener, millionenfach verkaufter Roman von Daniel Kehlmann, kommt in einer Bearbeitung von Dirk Engler auf
die Bühne des Stadttheaters. Mit Fantasie und viel Humor werden mit Alexander
von Humboldt und Carl Friedrich Gauß zwei bedeutende deutsche Wissenschaftler
des 19. Jahrhunderts in einer Gratwanderung zwischen Lächerlichkeit und Größe
lebendig. Um 1800 machen sich der
Naturforscher Alexander von Humboldt (1769 - 1859) und der Mathematiker und
Astronom Carl Friedrich Gauß (1777 - 1855) auf den Weg, die Welt zu
vermessen. Ihre Methoden könnten
unterschiedlicher nicht sein. Humboldt, der voller Entdeckungsfreude die Welt
bereist, kämpft sich durch Urwald und Steppe, kostet Gifte, zählt Kopfläuse,
kriecht in Erdlöcher, besteigt Vulkane und begegnet Seeungeheuern und
Menschenfressern. |
Und der Misanthrop und Grantler Gauß, der in der Hochzeitsnacht aus dem Bett
springt, um eine Formel zu notieren, verharrt im heimischen Göttingen und beweist
dort, dass der Raum sich krümmt. Schon die Kindheit trennt die
beiden, was immer wieder in Rückblenden sichtbar gemacht wird. Humboldt
erhält Privatunterricht, während Gauß in Armut aufwächst. Alt, berühmt und ein wenig
sonderbar geworden, treffen sich die beiden 1828 in Berlin, verstricken sich
aber in die politischen Wirren Deutschlands nach dem Sturz Napoleons. Mit Fantasie und viel Humor
wird das Leben zweier Genies beschrieben: ihre Sehnsüchte und ihre Schwächen,
ihre Gratwanderungen zwischen Einsamkeit und Liebe, Lächerlichkeit und Größe,
zwischen dem Scheitern und dem Erfolg. |
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Sonntag, 19. Januar 2014 (9.30
Uhr; Auferstehungskirche) Theatergottesdienst Henrik Ibsens Schauspiel „Ein
Volksfeind" zeigt, wie im politischen Diskurs Überzeugungen und Eigeninteressen
aufs Engste miteinander verflochten sind und wie leicht die öffentlichen
Stimmungen durch die Medien zu manipulieren sind. Der Autor setzt sich
kritisch mit dem Mehrheitsprinzip der Demokratie auseinander und erzählt
davon, dass der Kampf für die Wahrheit genauso pervertieren kann wie eine
Politik, die sich nur pragmatisch an Sachzwängen und Machtinteressen
orientiert. Am Stadttheater Fürth wird das
Theaterstück neu inszeniert vom Intendanten Werner Müller. Im Mittelpunkt der Handlung
steht der Badearzt Doktor Stockmann, der einst an die gesundheitsfördernde
Wirkung des Trinkwassers seines Heimatortes glaubte. Dank seiner Initiative
wurde die Stadt in ein Kurbad verwandelt und viel Geld investiert, damit die
Badegäste strömen. Doch dann entdeckt Stockmann,
dass das Badewasser durch Industrieabwässer verseucht ist. Stockmann hält es
für seine Pflicht, die Öffentlichkeit mit einem Gutachten darüber
aufzuklären, dass ein Umweltskandal vor der Haustür existiert. Zunächst hat er die Mehrheit
auf seiner Seite. Mit geschickten taktischen Manövern schafft es aber
ausgerechnet sein Bruder, der Stadtrat, den Meinungsmachern ins Bewusstsein
zu rücken, dass die notwendigen Baumaßnahmen teuer werden würden und dass ein
Bekanntwerden der Umweltverschmutzung das Image des Kurortes auf Jahre
ruinieren würde. Seiner Argumentation, dass die Kurgäste nicht einer
Badestadt die Treue halten, deren Heilwasser gesundheitsschädlich ist, folgen
immer mehr Anhänger. Selbst die örtliche Zeitung, die sich dem kritischen
Journalismus verpflichtet fühlt, schwenkt um. Der Konflikt entwickelt sich zu
einem unerbittlichen Machtkampf zwischen zwei Brüdern. Schließlich eskaliert die
Situation und Doktor Stockmann wird zum Volksfeind erklärt. In Ibsens 1883 erschienenem
Theaterstück geht es der Hauptfigur längst nicht mehr nur um das verschmutzte
Heilbad. Zielscheibe ist die Gesellschaft als Ganzes. |
Die Fürther Neuinszenierung
folgt einer Bearbeitung von Florian Borchmeyer,
Dramaturg an der Schaubühne Berlin, die versucht, Ibsens Themen aus heutiger
Sicht zu verhandeln. Parallelen zu diesem Diskurs um Ökonomie und Wahrheit,
den Henrik Ibsen vor 130 Jahren bearbeitete, liegen gerade wieder greifbar
nah. Man denke nur an die
Darstellung der Kosten der Energiewende, wie mit der Angst vor den Kosten die
Angst vor der Veränderung geschürt wird. Auch aus theologischer Sicht
wird das Theaterstück beleuchtet. In der Auferstehungskirche gibt es am 19.
Januar einen Theatergottesdienst mit einer Predigt zu den Themen des Stück.
Matthias Heilmann |
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Sonntag, 21. April 2013 Theatergottesdienst zu
William Shakespeare "Maß für Maß" Im April wird ein Stück des
Großmeisters aus Stratford am Stadttheater Fürth neuinszeniert.
William Shakespeare, der das europäische Theater wie kein zweiter
revolutionierte und prägte und deshalb beim Spielzeitmotto „Heimat
Europa" nicht fehlen darf, schrieb 1604 mit „Maß für Maß" sein
letztes Theaterstück, das er als Komödie überschrieb. Dennoch steht das Werk
im Spannungsverhältnis zur Tragödie und enthält bitterböse,
politisch-brisante und dennoch komische Ansichten über Recht und Gesetz. Den
religiösen Eifer der Puritaner und ihren bigotten Protest gegen die Unmoral
der damaligen Gesellschaft hatte Shakespeare vor Augen, als er dieses Werk
über Moralvorstellungen und religiösen Fundamentalismus schrieb. |
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Sonntag, 9. Dezember 2012 Komponiert von Detlev Glanert und basierend auf den „Dreiminutenspielen"
von Thornton Wilder greifen „Drei Wasserspiele" eine der Grundfragen
menschlichen Lebens auf: Wie kann der Mensch in seelischen oder körperlichen
Katastrophen Erlösung finden? In drei Kurzopern wird jeweils
ein anderer Aspekt dieser Frage gezeigt: in „Leviathan" diskutiert ein
auf dem Meer treibender Prinz mit einer Meerjungfrau die Frage, ob diese eine
Seele haben kann. „Der Engel, der das Wasser bewegte" zeigt Kranke, die
sich vom Wasser des Teiches Bethesda Heilung erhoffen. Und bei „Der Engel auf
dem Schiff" erklären drei Gestrandete eine vom Sturm gerettete
Gallionsfigur zum neuen Gott und rufen diese um Hilfe an. Alle Stücke verbindet das Motiv
des Wassers, eines der Ursymbole der Menschen. Auch im Christentum spielt
Wasser eine zentrale Rolle: in seiner zerstörenden, heilenden und rettenden
Kraft erkennen wir die Wirkmacht Gottes. Und passend zur Adventszeit
erscheinen in „Drei Wasserspielen" auch immer wieder Engel – echte und
falsche Engel, Engel, die wirklich retten, und Engel, die benutzt und schnell
wieder „weggeräumt" werden, wenn man sie nicht mehr braucht. Der Gottesdienst wird die im
Theaterstück gestellten Fragen aufgreifen und aus biblischer und theologischer
Sicht erörtern. SängerInnen der
Produktion, junge Studierende der Musikhochschule Nünrberg,
zeigen Ausschnitte aus dem Stück und Matthias Heilmann, Dramaturg des
Stadttheaters Fürth, gibt eine kurze Einführung. Herzliche Einladung zu diesem
ganz besonderen Adventsgottesdienst! Ihre Pfarrerin Irene Stooß-Heinzel |
- Sonntag,
4. März 2012 Theatergottesdienst zur Uraufführung der Kammeroper „Der
starke Wanja" im Stadttheater Fürth
„Der starke Wanja"
ist das letzte Werk des im Sommer 2011 verstorbenen Autors Horst Hawemann (1940 – 2011), der das Opernlibretto nach dem Buch
„Die Abenteuer des starken Wanja" von Otfried
Preußler schrieb. Otfried Preußler (geb. 1923) gehört zu den meistgelesenen
Kinderbuchautoren. Welterfolge wie „Räuber Hotzenplotz",
„Krabat" oder „Die kleine Hexe" stammen aus
seiner Feder.
Die Musik schrieb der Fürther
Komponist Peter Fulda, der auch die musikalische Leitung der Produktion
übernimmt.
Die Handlung spielt in einem
kleinen russischen Dorf. Der Bauernjunge Wanja lebt
glücklich bei seiner Tante Akulina. Aber seine beiden
Brüder sind sehr verärgert, denn Wanja liegt
stundenlang in der Sonne und macht um die Arbeit einen großen Bogen.
Eines Tages erscheint ein alter
Pilger bei der Familie und prophezeit dem Müßiggänger, dass er eines Tages Zar
werden wird. Dafür müsse er allerdings sieben Jahre schweigend auf dem Ofen
verbringen und nur Sonnenblumenkerne essen, bis er stark genug sein werde, um
das Dach des Hauses zu heben.
Von Jahr zu Jahr wird er stärker,
aber auch die Gehässigkeiten der Brüder werden immer schlimmer.
Nach sieben Jahren macht er sich
auf in Richtung der weißen Berge, wo die Zarenkrone auf ihn wartet.
Viele Abenteuer liegen auf seinem
Weg, bevor er sein Ziel erreichen kann.
Die Kammeroper vergegenwärtigt,
wie viel Kraft und Geduld ein Mensch benötigt, um ein hohes Ziel zu erreichen.
Und der Mut sich Zeit zu lassen,
ist in einer schnelllebigen Zeit eine seltene Tugend.
Der Unterschied zwischen
Langeweile und lange Weile haben, das Schweigen, die Geduld und das
In-sich-Gehen sind durchaus theologische Themen, die Berge versetzen, die Welt
aus den Angeln heben oder ein Hausdach anheben können.
So sind der Mut, die Stärke und
die Geduld des Bauernjungen Wanja nicht nur für
Kinder, sondern auch für Erwachsene ein nachdenkenswertes
Vorbild.
Beim Theatergottesdienst wird
auch ein musikalischer Ausschnitt aus der Kammeroper zu hören sein. Matthias
Heilmann/Wolfgang Vieweg
Sonntag, 16. Oktober 2011 (9.30
Uhr; Auferstehungskirche)
Theatergottesdienst zu
"Max Frisch: Graf Öderland"
Am 16. Oktober findet erneut ein
Theatergottesdienst zu einer aktuellen Produktion des Stadttheaters Fürth
statt. Zum 100. Geburtstag des Schweizer Schriftstellers Max Frisch inszeniert
das Stadttheater das Stück „Graf Öderland", das
Max Frisch selbst als seine „ihm liebste und lebendigste Arbeit"
bezeichnet hat.
Das Stück zeichnet die Geschichte
eines Staatsanwaltes nach, der über der Anklage gegen einen Mörder unvermittelt
selbst zum Mörder wird, der mit der Axt durchs Land zieht und alle tötet, die
sich seinem Anspruch auf Freiheit entgegenstellen. Auf seinem blutigen Zug
durchs Land scharen sich immer mehr Anhänger um ihn, die am Ende die Revolution
ausrufen und die Macht im Staat übernehmen. Die vordergründig sinnlose Tat eines
Amokläufers wird so zur Anklage gegen gesellschaftliche Zwänge. Das Stück
stellt die Frage nach der Notwendigkeit zum Ausbruch aus der bürgerlichen
Ordnung und zum gesellschaftlichen Wandel und greift so den Fragen der
Generation „Wutbürger" (Wort des Jahres 2010) voraus.
Zwang und Freiheit, Wandel und
Veränderung sind die Themen, denen sich auch der Gottesdienst zu diesem Stück
stellen wird. Was sagt die Bibel dazu, welche theologischen Antworten können
wir zu diesen Fragen finden?
Im Gottesdienst werden Schauspieler
eine Szene aus dem Stück spielen, musikalisch gestalten ihn Sirka
Schwartz-Uppendieck, Orgel, Kathrin Münten, Kontrabass und Michael Herrschel,
Gesang.
Sonntag, 8. Mai 2011
(9.30 Uhr; Auferstehungskirche) Theatergottesdienst zu „Der
Hofmeister" von Bertolt Brecht In Partnerschaft mit dem
Stadttheater Fürth wird Pfarrer Wolfgang Vieweg die Predigt, Lieder, Lesungen
und Musik auf die Produktion „Der Hofmeister" von Bertolt Brecht
abstimmen. Und auch ein Ausschnitt aus der Neuinszenierung wird Bestandteil
des Gottesdienstes sein. Die Vorstellungen von „Der
Hofmeister" im Stadttheater Fürth finden am 7. April (Premiere), am 8.,
9. und 12. April, sowie am 10., 11. 12. und 13. Mai 2011 statt. Die Fassung von Bertolt Brecht
nach der Komödie des Goethe-Zeitgenossen Jakob Michael Reinhold Lenz
(1751–1792) spiegelt auch tagesaktuelle Debatten wider: schlecht bezahlte
Lehrer, Eltern, die ihre Kinder nicht verstehen und eine politische
Öffentlichkeit, die sich ihre Ratlosigkeit in der Bildungsmisere nicht
eingestehen kann. In „Der Hofmeister" werden
diese Diskussionen zur Zerreißprobe für den Lehrer Läuffer,
der ein kärgliches Dasein als Hofmeister (Privatlehrer) bei einem adligen
Major fristet. Er soll den unmündigen Kindern Leopold und dem schwärmerischen
Mädchen Gustchen Manieren und Bildung beibringen. Die attraktive Gustchen hat ihrem Vetter Fritz Treue geschworen, glaubt
sich aber vergessen, als Fritz zum Studium abreist und sich nicht mehr
blicken lässt. Das launige Spiel Gustchens bringt Läuffer in Verwirrung. Er wird ihr Ersatzkandidat. Als Gustchen vom Hofmeister ein Kind erwartet, flieht Läuffer zu einem Dorfschullehrer, bei dem er sich zum
Preis der Geheimhaltung als Gehilfe verwenden lässt. Weil er seine Sinneslust als
Ursache seiner Misere ansieht, bestraft er sich selbst durch Kastration. Dem Dorfschullehrer erscheint
diese radikale Abtötung als höchste Qualifikation für das Pädagogenamt.
Die ökonomische Schieflage
zwischen Herrschaft und Untertan, die Jakob Lenz am privaten Schicksal des Hofmeisters
zeigt, hat Brecht aktualisiert, verallgemeinert und den Konflikt zwischen
herablassender Herrschaft und unterwürfigem Bürgertum noch verschärft. Dr. Matthias Heilmann |
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Sonntag, 30. Januar 2011 (9.30
Uhr; Auferstehungskirche)
Gottesdienst mit Dada-Krippenspiel
In diesem Gottesdienst spielt die Theatergruppe der Volkshochschule Fürth
ein Krippenspiel aus der Zeit des Dadaismus. Dazu singt die Stadtkantorei
Stücke aus dem Weihnachtsoratorium
Eine Hinführung dazu finden Sie
im Gemeindebrief (Monatsgruß
Seite 5)
2010:
-
"Bahn frei", Musikalische Revue zum Eisenbahnjubiläum von
Ewald Arenz und Thilo Wolf.
-
"Judith", Tragödie von Friedrich Hebbel
2009:
-
"Heimweh und Verbrechen", Theaterprojekt von Beate Faßnacht und Hilde Schneider auf der Grundlage der
Untersuchungen von Karl Theodor Jaspers.
-
"Acis und Galatea", Oper von G.F.
Händel
2007:
-
"Aus der Welt", Oper von Uwe Strübing
(Musik) und Rainer Fliege (Libretto). Sie beruht auf dem Roman "Das Gänsemännchen"
von Jakob Wassermann.
2006:
-
"Baumeister Solness", Schauspiel von
Henrik Ibsen.
Literaturgottesdienste:
Sonntag, 12. Oktober
2014 (9.30 Uhr; Auferstehungskirche)
Armin Stingl „Lieben und Fallen“
Armin Stingl, in Fürth geborener Grafiker und Autor, ist Fürther mit Leib
und Seele. In seiner Wohnung in der Nähe des Fürther Stadtparks kann er über
die Dächer der Stadt schauen und mischt sich auch schon mal ein in die
Diskussion um Fürths neue Mitte, oder für den Erhalt historischer Bausubstanz,
vor allem aber für ein lebenswertes Umfeld in seiner Stadt.
Dass ihn das Leben in all seinen vielen Facetten beschäftigt, merkt man auch
seinen Gedichten an: Es sind „lyrische
Gedankensplitter, sinnverspielte Gefühlsmomente, treffsichere Zeitgeistkritik
und hochfeine Experimente mit klassischen Formen“, wie Bernd Noack von den NN
schreibt. Themen sind das Leben und die Liebe, Beziehungen in all seinen
Spielarten, und manchmal einfach nur kurze Momentaufnahmen aus dem Alltag in
der Stadt.
Armin Stingl selbst schreibt zu seinem Werk: „Das Buch LIEBEN UND FALLEN ist
ein Nebenprodukt eines Gedichtbandes, an dem ich seit 2005 arbeite.
Arbeitstitel: Engel im Orbit, ein konzeptueller Gedichtband mit ca. 80 Sonetten
und 26 Illustrationen. Der Inhalt: Große, schwer verdauliche Themen, wie
Götter, Superhelden, Engel –grausame, wie gute- und außerdem alles was das
Universum der Populärkultur zu bieten hat: Vampire, Werwölfe, Hexen, Zombies.
Ziel des Unternehmens ist die Würdigung volkstümlicher und pop-kultureller Sujets
mit hochkulturellen Mitteln.
Bei der Arbeit daran zeigte sich bald, daß in diesem
unter Pathos und Bedeutung ächzenden Projekt für versöhnliche, philanthropische
Töne kein Platz war. Diese sind daher in den beiden ausgekoppelten
Gedichtbänden zu finden. Bei ANHÄNGER DER SCHWERKRAFT überwiegen Melancholie
und Schicksalsergebenheit, bei LIEBE UND FALLEN Keckheit, Wortwitz und
literarischer Anspielungsreichtum. Aber auch diese beide Bücher atmen den
anarchischen Geist, der dem Engel im Orbit eigen ist.“
Im Gottesdienst werden Texte aus LIEBEN UND FALLEN zu hören sein:
Gedankensplitter aus der Beobachtungsgabe eines wortgewandten Sprachkünstlers,
Texte über die Liebe in all ihren Facetten, Nachdenkliches über die wahre
Liebe, über die Liebe, die Geborgenheit vermittelt, und über enttäuschte und
gescheiterte Liebe.
Viel Menschliches und allzu Menschliches kommt hier zur Sprache –unser
ureigenes Wesen, wie wir es in jedem Gottesdienst vor Gott bringen.Pfarrerin
Irene Stooß-Heinzel
Sonntag, 17. März 2013:
Veit Bronnenmeyer
"Infraschall"
Im Mittelpunkt des Gottesdienstes
steht die Kurzgeschichte des Fürther Autors Veit Bronnenmeyer
„Infraschall": Subkontrabass-Balalaikaspielerin
Vera, durch einen nuklearen Zwischenfall aus ihrer russischen Heimat vertrieben,
kommt zur Arbeitssuche nach Fürth. Die Sache scheint aussichtslos bis eine
ungewöhnliche Lösung für ein ungewöhnliches Problem gesucht wird...
Mit viel Witz bringt Veit Bronnenmeyer das Problem der Suche nach Heimat und dem
richtigen Platz im Leben zur Sprache. Auch der Gottesdienst wird sich der Frage
nach Lebenssinn und innerer Verheimatung widmen.
Sonntag, 5. Februar 2012:
Michael Herrschel "Die
Sintflut"
In den verregneten Wintermonaten
habe ich eine Erzählung geschrieben, die ich am Sonntag, den 5. Februar in der
Auferstehungskirche vorstellen will: „Die Arche im Kristall", frei nach
biblischen Motiven. Beim Literaturgottesdienst um 9.30 Uhr lese ich kurze
Auszüge. Die Predigt dazu wird Pfarrerin Irene Stooß-Heinzel halten.
Und am Abend um 17.00 Uhr folgt
dann die komplette Geschichte, im Dialog mit spannender atmosphärischer Musik,
interpretiert von Sirka Schwartz-Uppendieck auf Orgel und Harmonium:
Geheimnisvolles Windrauschen werden wir hören, ebenso auch Vogelstimmen und ein
Seemannslied…
Zur Einstimmung hier eine kleine
Vorschau auf die Handlung:
Magister Dragon hat ehrgeizige
Pläne. Er will ein Schiff bauen, so groß, wie es noch keines gab. Und neue,
sichere Häfen: denn die Wetterforscher prophezeien, dass das Wasser an den
Küsten steigen wird. Aber Magister Dragon verspekuliert sich: Das Wasser steigt
schneller als gedacht. Die Küstenstädte versinken im Chaos, und die Seefahrt
bricht zusammen. Magister Dragon macht bankrott. Was wird nun aus seinem kühnen
Traum, seinem Schiff? Halbfertig und verwaist steht es in einer Werft,
flussaufwärts am Saum des Gebirges. Die Bewohner des benachbarten Dorfes
betrachten es mit begehrlichen Blicken. Sie laufen zum Großgrundbesitzer Noach und bestürmen ihn: „Nimm das Ding in Besitz! Lass es
uns zu Ende bauen! Hilf uns – sonst ertrinken wir alle!" Noach zögert. Er fühlt sich zu alt für dieses Abenteuer.
Aber seine Frau Yonda macht sich bereits auf die
Suche nach dem ehemaligen Chefkonstrukteur von Magister Dragon. Er heißt Baruel, soviel weiß sie. Und er lebt ganz zurückgezogen.
Wenig später stehen Yonda und Noach
vor Baruels Tür – und hinter ihnen eine aufgebrachte
Menge, die auf rasches Handeln drängt. Baruel öffnet:
ein bedächtiger Mensch, eingesponnen in seine eigene Welt. In Kristallvitrinen
hütet er Hunderte von Schiffsmodellen, die er weitschweifig erklären will. Da
fliegt ein Stein durchs Fenster. Nur durch einen Trick bringt Noach Baruel soweit, dass er im
letzten Moment das richtige Modell mitsamt den Konstruktionszeichnungen
herausrückt. Mit dem Mut der Verzweiflung stürzen sich jetzt alle in die
Arbeit. Sie ist kaum zu bewältigen. Denn das Schiffsinnere ist so riesig, dass
eine ganze Stadt darin Platz hat! Unmengen von Lebensmitteln werden
eingelagert, ein Süßwasserspeicher angelegt, und ringsherum sogar ein Park, der
vielen Tieren Obdach bietet. Während Noach unter
Erschöpfung leidet und bald nur noch schlafen kann, sieht Yonda
aus allen Himmelsrichtungen, auf Booten und Flößen, Flüchtlinge herankommen.
Sie begehren Aufnahme in das Schiff. Yonda hilft nach
Kräften. Die Leute aus dem Dorf protestieren: Sie wollen die Schotten
dichtmachen. Aber wie soll das gehen, solange das Schiff nicht fertig ist? Als
ein spielendes Kind aus Noachs Familie beinahe in den
Fluten umkommt, wird endgültig klar, dass nicht mehr viel Zeit bleibt… Michael
Herrschel
2010:
-
"Aria", Michael Herrschel
2009:
-
"Sieben Reiter", Ewald Arenz
Tanzgottesdienste:
2012:
Sonntag, 22. April 2012 (9.30
Uhr; Auferstehungskirche)
Tanzgottesdienst zur Auferstehung
Ostern erzählt von der
Verwandlung des Dunklen in Licht, der Trauer in Hoffnung, vom Tod ins Leben. Es
ist ein Prozess, eine Bewegung, die im Tanz sichtbar und nachvollziehbar werden
kann.
Die Tänzerin Sophie Habenicht wird im Gottesdienst am 22. April Auferstehung
tanzen nach Musik von J.S. Bach.
In Texten und biblischen
Geschichten wird der Gottesdienst der Auferstehung in unserem Leben nachgehen.
Es musizieren Sirka Schartz-Uppendieck
(Orgel) und Michael Herrschel (Klarinette).
2010:
-
Ballettgruppe des Studio Arabesque zu Bachschen
Orgelwerken. Choreografie: Julia Vitez.