Fastentuch
Im
letzten Jahr hat die Gemeinde bei der Paramentik in Neuendettelsau einen Entwurf für ein neues Fastentuch in
Auftrag gegeben. Nach mehreren intensiven Gesprächen mit dem Kirchenvorstand
gestaltete Beate Baberske, die künstlerische Leiterin
der Paramentik, den Entwurf: Er zeigt nicht mehr
konkrete Motive der Passionszeit, sondern verhüllt als transparentes Tuch den
Altar so, dass die Botschaft des Altarbildes dahinter noch zu erahnen ist.
Frau
Baberske schreibt: „Mich interessierte vor allem, wie
ich durch Verhüllen Dinge sichtbar machen kann. Das Phänomen kennt jeder: Kaum
steht ein hoher Bretterzaun um die Baustelle herum, schon muss man eine Ritze
suchen, durch die man hindurch sehen kann. Diesen Effekt muss man doch hier
nutzen können! Das Geheimnis liegt im unsichtbaren Abdecken, indem
transparentes Schwarz über das Bild gelegt wird. Das Tuch wird dadurch beinahe
unsichtbar, ein Effekt, den sich auch Restauratoren zu Nutze machen.
Ich
will aber bestimmte Stellen des Bildes auch abdecken. Die Soldaten sollen
unbedingt sichtbar bleiben. Der Fuß des Auferstandenen, der auf der Weltkugel
steht, ebenfalls. Alles Andere darf temporär
verschwinden. Nur, ein einfarbiger Stoff ist schnell banal. Am Spannendsten
wirkt eine kleine, durch marmorierte Farbe strukturierte Postkarte, die mir
schon beim ersten Besuch der Kirche in die Hand gefallen ist und mich durch
ihren ganz eigenen Bezug auf den Kirchenraum immer wieder von Neuem fasziniert:
Die violett marmorierte Fläche besteht aus Linien, freien Formen, Kreisen und
erzeugt in ihrer Struktur und Farbigkeit Assoziation von Kampf, Lanzen von
Soldaten, einer dichten Dornenhecke, Schnittwunden, Wegen und Zerstörung. Das
sind alles Themen der Passionszeit, die einen neuen Akzent setzen, ohne
konkrete, neue Motive hinzuzufügen.
Die
freie, konkret-abstrakte Gestaltung, trägt der Fastenzeit und der
traditionellen Aufgabe von Fastentüchern, Wissen zu vermitteln, Rechnung und
macht trotzdem Vorhandenes sichtbar. Diese Struktur übertrage ich auf den
schwarzen, transparenten Chiffon. Jetzt addieren sich die Strukturen zu den
Motiven des Bildes. Hinter den liegenden Soldaten im Vordergrund stehen Lanzen.
Der Fuß scheint aus einem Dornengebüsch hervorzutreten.
Der
Entwurf sieht demzufolge eine Dreiteilung der Bildfläche vor. Zwei schmalere
dunkelviolette Chiffon-Stoffe überlagern seitlich teilweise eine breitere,
digital bedruckte Mittelbahn. Die Breite der Überlagerung nimmt Bezug auf die
Gestaltung des violetten Altarparamentes. Durch die Dreiteilung verweist die
Zahl der göttlichen Vollendung einmal mehr auf unsere Unvollkommenheit. Auch
damit wird indirekt auf das Thema der Fastenzeit verwiesen.“
Das
neue Tuch ist von Aschermittwoch bis Karsamstag (06. März – 20. April) in der
Auferstehungskirche zu sehen.
Der
Gottedienst am 10. März nimmt Bezug auf das neue
Fastentuch.
Pfarrerin
Irene Stooß-Heinzel